Radio zum Wohnfühlen

Marketing

Lächelnd auf dem Sofa sitzend, eine Illustrierte in der Hand, dazu Musik, die gute Laune macht – so muss sich das österreichische Möbelhaus XXXLutz seine Kundschaft vorstellen. Diese Werbeprospekt-Idylle stellt sich jedenfalls ein, hört man „XXXLutz – das Radio“. Vor Kurzem ist der Möbelhändler mit dem DAB+-Kanal auf Sendung gegangen.

Dass Unternehmen Radiosender betreiben, ist eher ungewöhnlich. In Deutschland bietet das Kreuzfahrtunternehmen Aida Cruises in Kooperation mit Antenne Deutschland einen Hörfunksender für Reisende. Mit „BX Radio“ hat der Farbhersteller Brillux vor zwei Jahren einen Sender für Bauunternehmen und Heimwerker an den Start gebracht, ebenfalls in Zusammenarbeit mit Antenne Deutschland. Beide Sender richten sich an spezifische Zielgruppen.

XXXLutz hingegen betreibt nach eigenen Angaben einen Mainstream-Sender, der sich an die breite Zielgruppe der 25- bis 60-Jährigen richtet. Der Sender soll vor allem eines sein: ein „Wohlfühlformat“. „Unsere Idee ist, dass wir die Österreicher und Österreicherinnen nicht nur Tag für Tag mit unseren Möbeln und Einrichtungsgegenständen begleiten und glücklich machen, sondern zusätzlich auch für eine Rundum-Wohlfühlsituation sorgen“, sagte Thomas Saliger, Unternehmenssprecher der XXXLutz-Gruppe, in einer Pressemitteilung zum Start des Senders Ende Juni. Mit „positiver und angenehmer Musik“ solle das Zuhause der Konsumenten zu einem Ort des Genießens werden, heißt es weiter.

Negativ-Schlagzeilen unerwünscht

Neben Hits von den Achtzigern bis heute gehören zum Wohlfühl-Konzept „ausnahmslos“ Inhalte, die „lebensbejahenden und positiven Charakter haben“. Negative Schlagzeilen hätten auf dem Sender keinen Platz.

In der Praxis heißt das: Snack-Content-Formate wie „Wellness in einer Minute“, „Hausdurchsuchung – so wohnen die Promis“ oder „Der perfekte Moment“ dominieren den Informationsteil des Programms. Man erfährt etwa, dass Barbra Streisand ihre Erinnerungsstücke in einer unterirdischen Lagerhalle im Stil einer Shoppingmall aufbewahrt. Oder dass der skandinavische Wohntrend „hygge“ für Gemütlichkeit sorgt.

Ernste Programmbausteine gibt es ebenfalls. Zur vollen Stunde werden Nachrichten präsentiert. Die haben zwar nicht die große Weltpolitik zum Thema, sparen Negatives aber nicht aus – von bedrohten Hilfsprojekten in Österreich bis zu Hurricanes in der Karibik.

Externe Expertise

Warum wird ein Möbelhändler zum Rundfunkveranstalter? Grundsätzlich kann in Österreich jeder, der dort einen Firmensitz hat, einen Radiosender betreiben. Im vergangenen Jahr wurde der digitale Hörfunk weiter ausgebaut, in dem Zuge sind neue Ausschreibungen für nationale DAB+-Lizenzen ausgeschrieben worden. „Es gab die Möglichkeit sich zu bewerben, und die Idee gefiel uns“, sagt das Unternehmen auf Anfrage. Ziel sei es, einen passablen Marktanteil zu erreichen und „vor allem Kunden mit einem eigenen Musikmix (zu) begeistern.“

Für die Konzeptionierung und technische Umsetzung holte das Möbelhaus den etablierten Privatsender Life Radio an Bord. Verantwortlich für die Inhalte, Produktion und Abwicklung ist die Marketingabteilung von XXXLutz. Die inhaltliche Gestaltung erfolgt gemeinsam. Dazu gibt es eine App, eine Website sowie je einen Auftritt auf Facebook und Instagram.

Kein Ende geplant

Wie viel sich das Möbelhaus den Marketing-Spaß kosten lässt, will es nicht verraten. Explizite Werbung, ob bezogen auf die Unternehmensgruppe oder extern, gibt es auf dem Sender bislang übrigens nicht. Eigenwerbung wäre ohnehin fraglich – laut dem sogenannten Privatradiogesetz darf ein Werbetreibender keinen redaktionellen Einfluss auf den Programminhalt ausüben. Auch Schleichwerbung ist unzulässig.

Werbung scheint allerdings unnötig angesichts der Tatsache, dass der Unternehmens- respektive Sendername als Jingle mehrmals die Stunde eingeblendet wird. Laut Angaben des Vereins Digitalradio Österreich hören mehr als eine Million der rund neun Millionen Einwohner in Österreich mehrmals im Monat Radio über DAB+. Mit „XXXLutz – das Radio“ gibt es insgesamt 58 DAB+-Sender in Österreich.

Ein Enddatum für den Sender gibt es nach Angaben des Unternehmens nicht. „Dies ist auch Voraussetzung, eine DAB+-Lizenz zu erlangen“, heißt es aus der Kommunikationsabteilung. Laut den gesetzlichen Bestimmungen gilt die Lizenz zunächst für zehn Jahre. Das Möbelhaus hofft, durch eigene Werbemittel eine entsprechende Reichweite zu erzielen. „Danach denken wir über die weitere Vermarktung nach.“

„XXXLutz – das Radio“ ist vorerst ein rein österreichisches Medium. Ob eine ähnliche Initiative auch in Deutschland denkbar ist, bleibt ungewiss. Derzeit sei dies nicht angedacht, heißt es von Unternehmensseite. Wer den Sender hierzulande hören möchte, kann dies unkompliziert über die Website tun – gute Laune garantiert.

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