Unverständlich und kompliziert

Öffentliche Kommunikation

Tendenziell sind die Texte auf den Webseiten von deutschen Kommunen, Behörden und Ministerien unverständlich. Lange und komplexe „Monster- und Bandwurmsätze“ mit mehr als 20 Wörtern machen durchschnittlich 14,8 Prozent aller untersuchten Sätze aus. Auch die häufige Verwendung von Fachsprache, ungebräuchlichen Begriffen und des Nominalstils stellen eine große Hürde für die Verständlichkeit und leichte Zugänglichkeit von Informationen dar.

Leichte Sprache ist schwer zu finden

Im Hinblick auf Barrierefreiheit gibt es gute Ansätze: 90 Prozent der Webseiten bieten Informationen in Leichter Sprache an. Bei 14 Prozent der untersuchten Seiten waren die Informationen zur Leichten Sprache allerdings schwer zu finden. Auch bezüglich des Einsatzes von Gebärdensprache gibt es noch deutlichen Handlungsbedarf: 23 Prozent der untersuchten Einheiten bieten keine Angebote in Gebärdensprache an. Gendersensible Sprache wenden hingegen 98 Prozent an. Hierbei fällt eine große Varianz auf. Bei 31 Prozent der Einrichtungen gibt es Fehler und Inkonsistenzen.

Im Rahmen einer aktuellen Studie der Ulmer H&H Communication Lab wurden die Webseiten der 18 größten deutschen Städte inklusive der Stadt Ulm sowie die Onlinepräsenzen von 15 Bundesministerien, fünf Körperschaften und elf Behörden, die für Verbraucher*innen relevant sind, untersucht. Mithilfe der Verständlichkeitssoftware TextLab – entwickelt vom Communication Lab und der Universität Hohenheim – wurden jeweils fünf aktuelle Texte auf Satz- und Wortlängen, Schachtelsätze und Anteil abstrakter Wörter analysiert. Im Anschluss wurden die Ergebnisse mit dem Hohenheimer Verständlichkeitsindex (HIX) basierend auf einem Ranking von 0 (formal schwer verständlich) bis 20 (formal leicht verständlich) ausgewertet. Der Zielwert lag laut Expert*innen bei 16.

Weit unter dem Zielwert

Der Durchschnittswert für alle untersuchten Einrichtungen liegt bei 6,1. Die Bandbreite reicht von 4,6 bis 9,0. Während die Städteseiten mit einem Durchschnittswert von 9,0 in puncto Verständlichkeit am besten abschneiden, fallen die Werte bei den Körperschaften mit 5,7, den Ministerien mit 5,3 und den Bundesbehörden mit 4,6 sehr weit vom idealen HIX-Zielwert von 16 ab.

Auch in Bezug auf den Faktor Mehrsprachigkeit gibt es noch viel Luft nach oben. Während Englisch als zweite Hauptsprache bei den untersuchten Städteseiten etabliert ist, gibt es nur wenige, die auch weitere Sprachen anbieten. 17,65 Prozent bieten gar kein mehrsprachiges Angebot an.

Mit KI barrierefrei werden

Ab dem 28. Juni 2025 tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft, bis dahin müssen die Webseiten, die sich an Verbraucher*innen richten, barrierefrei sein. Künstliche Intelligenz könnte laut Anikar Haseloff, Geschäftsführer der H&H Communication Lab, eine Hilfe dafür sein:

„Generell beobachten wir, dass es oft die gleichen Hürden sind, die für unverständliche Texte sorgen. Diese können jedoch behoben werden, wenn man sowohl Satzaufbau und -länge als auch die Wortwahl genauer betrachtet. Wir empfehlen Kommunen, Behörden und auch Unternehmen, auf die Zukunftstechnologie KI sowie KI-basierte Tools zu setzen. Damit kann die Kommunikation fit für das BFSG-gemacht werden – der Einsatz von KI sorgt zudem für eine hohe Wirtschaftlichkeit. Das ist ein wichtiger Aspekt bei dem Ziel, Informationen für alle Menschen zugänglicher zu machen.“

Hier gibt es alle Ergebnisse der Studie.


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