Umfrage zeigt erhebliches Misstrauen in etablierte Institutionen

Edelman Trust Barometer

Das Edelman Trust Barometer 2023 deutet auf eine zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft hin. Zusätzlich zeigt die Befragung, dass die Zukunftsaussichten überaus skeptisch betrachtet werden. Lediglich 15 Prozent der Befragten in Deutschland glauben, dass es ihnen und ihrer Familie in fünf Jahren besser gehen wird. 66 Prozent halten die deutsche Gesellschaft für gespaltener als in der Vergangenheit.

Insgesamt wurden für die 23. Ausgabe des Trust Barometers in 28 Ländern mehr als 32.000 Menschen – davon 1.150 in Deutschland – zu ihrem Vertrauen in die Institutionen Regierung, Medien, Wirtschaft und NGOs befragt. Die genannten Institutionen konnten dabei kaum oder gar nicht an Vertrauen in der allgemeinen Bevölkerung gewinnen. Lediglich die Wirtschaft kam vom Misstrauensbereich in den neutralen Bereich. 50 Prozent der Befragten sprechen ihr das Vertrauen aus. Das sind zwei Prozentpunkte mehr als 2022. Die Regierung liegt unverändert bei 47 Prozent genauso wie Medien. NGOs konnten einen Punkt zulegen auf jetzt 41 Prozent. Wie in der Vergangenheit wird allein die Wirtschaft als ethisch und kompetent handelnd angesehen.

Mögliche Faktoren für die düsteren Zukunftsaussichten sind große wirtschaftliche, gesellschaftliche und existentielle Ängste ausgelöst durch die aktuellen Krisen. So sorgen sich in Deutschland 80 Prozent der Arbeitnehmer vor dem Verlust des Arbeitsplatzes und 69 Prozent in der allgemeinen Bevölkerung vor der Inflation. 73 Prozent der Menschen sorgen sich vor dem Klimawandel, 68 Prozent vor einem Atomkrieg, 62 Prozent vor Nahrungsmittel- und 61 Prozent vor Energieknappheit.

Misstrauen und Pessimismus

Welchen Einfluss die Ängste und das Misstrauen auf die Grundstimmung der Deutschen haben, zeigt sich bei der Frage, wie gespalten die Befragten ihr Land sehen und ob sie diese Spaltung für überwindbar halten. Deutschland befindet sich neben Ländern wie Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Italien an einem Scheideweg. Die Menschen halten es für sehr schwer, aber nicht für unmöglich, die Spaltungen zu überwinden. Es besteht jedoch die Gefahr, dass sich die Gesellschaft so stark spaltet, dass sie nicht mehr in der Lage ist, diese Spaltung zu überwinden. Dies ist zum Beispiel bei Ländern wie Argentinien, Kolumbien, den Vereinigten Staaten, Südafrika, Spanien und Schweden der Fall, in denen sich die gesellschaftlichen Fronten schon deutlich stärker verhärtet haben.

„Als Treiber für die Polarisierung tun sich global vor allem fehlendes Vertrauen in die jeweilige Regierung, Mangel einer gemeinsamen Identität und systemische Ungerechtigkeit hervor. Hinzukommen der benannte ökonomische Pessimismus, gesellschaftliche Ängste sowie das Misstrauen in die Medien“, sagt Christiane Schulz, CEO Edelman Deutschland. „Die Krux dabei: die Intensität der Polarisierung hat einen Einfluss auf das Vertrauen. Länder, deren Bevölkerung ihr Land als polarisiert ansieht, setzen weniger Vertrauen in die Institutionen, was wiederum die Polarisierung verstärkt – ein Teufelskreis.“

Optimismus aus der Wirtschaft

Eine deutliche Mehrheit der Menschen in Deutschland wünscht sich von der Wirtschaft mehr Engagement bei einer Reihe gesellschaftlicher Herausforderungen. Die Befragten erwarten, dass CEOs zu der Behandlung von Mitarbeitenden ihres Unternehmens (88 Prozent), zum Klimawandel (80 Prozent) und zum Wohlstandgefälle (77 Prozent) öffentlich Stellung beziehen. Darüber hinaus sollen Wirtschaft und Regierung als Partner zusammenarbeiten. Die Menschen in Deutschland wünschen sich dies für Themen wie Energieknappheit, Zugang zur Gesundheitsversorgung und den Klimawandel.

Wenig Vertrauen haben die Menschen in Deutschland in Medien. 46 Prozent der Befragten sagen, dass Medien eine zuverlässige und vertrauenswürdige Informationsquelle sind, womit sie allerdings noch vor der Regierung und der Wirtschaft liegen. 40 Prozent meinen allerdings auch, dass Medien die Quelle falscher oder irreführender Informationen sind.

Die Befragten vertrauen traditionellen Medien mit 60 Prozent am ehesten als Quelle für allgemeine Neuigkeiten und Informationen. Suchmaschinen folgen mit 53 Prozent. Unternehmenseigenen Medien sowie Social Media sind mit 36 beziehungsweise 26 Prozent weit abgeschlagen.

Zusätzlich zeigt sich eine große Skepsis gegenüber Führungsgruppen. Regierungsvertreter gelten mit 37 Prozent als am wenigsten vertrauenswürdig, gefolgt von CEOs mit 39 Prozent und Journalisten mit 47 Prozent. Die Menschen vertrauen denjenigen am meisten, mit denen sie in der realen Welt zu tun haben, wie ihren Nachbarn mit 63 Prozent und Kollegen mit 71 Prozent. Auch Wissenschaftler genießen bei 71 Prozent Vertrauen.

Die Studie wurde vom Edelman Trust Institute erstellt und bestand aus 30-minütigen Online-Interviews, die zwischen dem 1. und 28. November 2022 durchgeführt wurden. Weitere Informationen finden Sie hier.

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